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1. Theil 3 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 51 vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich und freute sich über die um ihn herumgestellten erbeuteten Fahnen und Standarten. Aber bald fühlte er, daß er sterben müßte. Er schrieb an seinen Bruder, empfahl ihm seine Frau und Tochter, sein einziges Kind, richtete seine Augen gen Himmel und sprach: „Herr Gott Vater, weil du gesagt hast, aller Menschen Namen seien im Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe derhalben nngezweifelt, mein Name sei auch geschrieben. Auch weil du gesagt haft, wir seien alle deine Kinder und Erben, so bitte ich durch Jesum Christum, wollest; mir gnädig sein, und mich einen Miterben sein lassen und meinen Geist in deine gnadenreiche Hand durch Jesum Christum nehmen." Mit diesen Worten verschied er sanft, erst 32 Jahre alt, von Allen betrauert. Selbst Johann Friedrich sprach bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein; aber er war ein ungemeiner und hochwunderbarer Mann." 89.' Karls V. letzte Jahre. Seit der durch Moritz erlittenen Demüthigung hat Kaiser Karl keine frohe Stunde mehr verlebt. Alles mißlang ihm. Er hatte einen einzigen Sohn, den finstern, stolzen, heimtückischen Philipp; den hätte er gern den Deutschen zum Kaiser ausgedrungen; aber so bald sie ihn nur sahen, hatten sie schon genug an seinem finstern Gesichte, das nie zum Lachen sich verzog; auch wollte Ferdinand nicht die Krone abtreten. *) Dann fing Karl wieder einen Krieg mit Frankreich an; aber seine Heere wurden geschlagen, und der Versuch, Metz wieder zu erobern, schlug fehl. Dabei marterte ihn eine giftige Krankheit, die ihm keine schmerzenssreie Stunde vergönnte. Da faßte er endlich den Entschluß, seine Regierung niederzulegen und in klösterlicher Stille die ihm noch übrigen Jahre zuzubringen. Im Herbst 1555 reiste er dazu nach Brüssel, ließ seinen Sohn Philipp dahin kommen, und trat ihm in feierlicher *) Dabei zeigten sich einmal wieder die Ansprüche des Papstes. Als dieser von der Abdankung Karls Nachricht bekam, erklärte er diese für ungültig, weil Karl die Krone in seine, des Papstes, Hände hätte niederlegen müssen; denn unter den Kurfürsten wären drei Ketzer. Ferdinand solle daher seiner Wahl entsagen und die Entscheidung dem römischen Stuhle anheimstellen!!

2. Theil 3 - S. 254

1880 - Stuttgart : Heitz
254 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. barfeit an ihr hingen. Wie viel Gutes mag hier nicht gestiftet worden sein! — Darüber wollen wir auch gern die Flecken übersehen, die auf ihrem Andenken lasten; denn einesteils war sie es besonders, die dem König zuredete, das Edict von Nantes aufzuheben, anderntheils betrug sie sich undankbar gegen den König in feinen letzten Stunden, indem sie ihn, als sein Ende herannahte, verließ. — Indessen entschuldigte sie ihre Entfernung damit, daß sie unmöglich ihn sterben sehen könne. — Sie starb vier Jahre nach ihm, 84 Jahre alt. Kurz vor ihrem Tode sagte sie zu dem Herzoge von Noailles: „Leben Sie wohl, lieber Herzog! In wenigen Stunden werde ich viele Dinge erfahren!" 103. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—14. Marlborough und Eugen. Eine Demüthigung erfuhr der stolze Ludwig gegen Ende seiner Regierung, die man ihm fast gönnen möchte. Der König von Spanien, Karl Ii., starb 1700, ohne Erben zu hinterlassen. Auf diesen Fall hatten Frankreich und Oestreich, welche die nächsten Verwandten waren, schon längst Verabredung getroffen, daß ein östreichischer Prinz König werden und Frankreich einige spanische Länder zur Entschädigung haben sollte. Am Hofe in Madrid hatte aber die schlaue und gewandte Politik Ludwigs Xiv. später bedeutenden Einfluß gewonnen. Und siehe da! jetzt fand sich ein Testament des Königs Karl, durch welches dem Philipp von Anjvu, einem Enkel Ludwigs Xiv., die ganze spanische Monarchie vermacht war. Ludwig hatte nämlich den schwachen Karl in seinen letzten Tagen so einzunehmen gewußt, daß er ihm zu Gefallen dies Testament entworfen hatte. Der heuchlerische Ludwig that- anfangs sehr überrascht und meinte, er wolle sich erst noch besinnen, ob sein Enkel die Erbschaft annehmen dürfe; aber er war endlich der erste, der ihm dazu Glück wünschte, und Oestreich sagte ihm geradezu, daß er das Testament erschlichen habe. Da nun der deutsche Kaiser sich diesen neuen Länderraub nicht gefallen lassen wollte^ so entstand ein 13jähriger Krieg daraus, den man den spanischen Erbfolgekrieg nennt. Einige der besten Feldherren Ludwigs Xiv. waren bereits todt; ihre Stellen wurden zum Theil durch unfähige Männer besetzt, weil die Maintenon ihnen wohlwollte, und so ging alles verkehrt; die gewöhnliche Folge, wenn sich Frauen in Dinge mischen, die sie nicht verstehen. Dazu kam, daß Ludwigs Feinde

3. Theil 3 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. Im vollsten Ernste, wenn je der Tag unserer Trennung eintritt, so habe ich keinen glücklichen Augenblick mehr, und dann, schwöre ich Ihnen, will ich mich verschließen und kein lebendes Pesen mehr vor mir sehen." Bald darauf schloß sie einen andern Brief mit folgenden Worten: „Die Grausamen können über mich verfügen, was sie wollen, nichts wird mir empfindlich fallen, so lange mir nicht der Trost geraubt ist, meine liebe Freimund zu sehen. Ich betheure, ich will mit dieser Herzensfreundin bei Wasser und Brot zwischen vier Mauern leben, ohne zu murren; denn so lange Sie unverändert mir zugethan bleiben, giebt es für mich keine wahre Kränkung. Wer sollte nach solchen Versicherungen nicht glauben, daß die Freundschaft ewig gewährt haben würde? — Erst als die Königin Maria gestorben war, söhnte sich Wilhelm wieder mit seiner Schwägerin aus. Als nun der^spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, wurde Marlborough nach dem festen Lande geschickt, um an der Spitze der Engländer und Holländer die Franzosen anzugreifen, während Prinz Eugen in Italien dasselbe that. Dieser Eugen gehörte zu den seltensten Männern. Im Felde that es ihm keiner an Ruhm zuvor; er war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln, den Feind zu schwächen; während er, keine Furcht kennend, jeder Gefahr Trotz bot, blieb er zugleich mitten im Schlachtgewühl so ruhig und besonnen, als an seinem Stndirtische, und gab es keinen Krieg, so diente er seinem Kaiser durch seine Talente als Staatsmann. Was ihm aber die größte Ehre machte, war, daß seine großen Tugenden durch kein Laster, keine fehlerhafte Leidenschaft befleckt wurde. Er wurde nur von einer Leidenschaft bewegt: überall, wo er konnte, Gutes zu stiften, und darauf wandte er feine ganze Thätigkeit und seine ganze Zeit. — Sein Vater war ein Graf von Soifsons und stammte aus dem Hause Savoyen. Seine Erziehung erhielt er in Frankreich, wo sein Vater Statthalter der Champagne war. Wegen seiner Kleinheit und Schwächlichkeit wurde er zum geistlichen Stande bestimmt; aber dazu hatte er keine Lust, und immer lag ihm das Soldatenwesen im Sinn. Als er erwachsen war, bat er Ludwig Xiv. um ein Regiment; der aber klopfte ihm lächelnd auf die Schulter und rieth ihm, doch nicht an so etwas zu denken. Das kränkte ihn; er verließ Frankreich und bot dem Kaiser Leopold I., Ferdinands Iii. Sohn (1657—1705), seine Dienste an. Diese wurden freudig angenommen, und schon im ersten Feldzuge zeichnete er sich so aus,

4. Theil 3 - S. 258

1880 - Stuttgart : Heitz
258 Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. beischaffen; aber das, was mir aus den Blicken dieser wackern Krieger entgegenblitzt, läßt sich nicht erkaufen und verbürgt den Sieg." — Mit derselben Feinheit antwortete Marlborough: „Meine Truppen haben sich stets für die gemeinsame Sache beseelt bewiesen; allein Euer Durchlaucht Gegenwart haucht ihnen jenen Feuergeist ein, den Sie mit Wohlgefallen in ihren Augen lesen." Die Folge ihrer Vereinigung war ein glänzender Sieg, den beide (1704) bei Höchstädt in Baiern, nahe am linken Ufer der Donau, über die Franzosen erfochten, wobei der französische Marschall Tallard gefangen wurde. Aber mehr Ehre noch als der Sieg machte beiden die Menschenfreundlichkeit, mit welcher sie die Besiegten behandelten. Sie besuchten den gefangenen Marschall, der gebeugt, niedergeschlagen und verwundet dasaß. Theilnehmend fragte ihn Marlborough: „Was kann ich Ihnen anbieten, um Ihre bedauernswürdige Lage erträglicher zu machen?" Tallard lehnte alle Anerbietungen dankbar ab und äußerte nur Verlangen nach seinem eigenen, bequem eingerichteten Wagen. Sogleich wurde ein Trompeter danach ins feindliche Lager geschickt. Auch die innige Eintracht beider verbündeter Feldherren ist eine seltene Erscheinung; beide waren in gegenseitiger Lobeserhebung unerschöpflich. Mitten im Gedränge der Kriegsbegebenheiten gedachte Marlborough mit inniger Liebe seiner daheimgebliebenen Frau. Am Tage nach der Schlacht schrieb er ihr: „Ich bin noch so erhitzt, nachdem ich gestern 17 Stunden hindurch nicht vom Pferde gekommen, daß ich noch keinem meiner Freunde schreiben kann. Ich bin über das Vollbrachte so entzückt, daß ich meinen Brief nicht endigen kann, ohne in einer Anwandlung von Eitelkeit dir zuzurufen, meine theuerste Seele, daß seit Menschengedenken kein so vollständiger Sieg erfochten worden wie der gestrige, und da ich deine innige Liebe für mich kenne, so bin ich überzeugt, du erfreust dich über das Geschehene eben sehr in Rücksicht meiner, als wegen des Vortheils der dem Allgemeinen zufließt." Wie menschenfreundlich Marlborough gegen seine Feinde dachte, sieht man aus folgendem Briefe an seine Frau. Der Kurfürst von-Baiern hielt es nämlich mit den Franzosen und mußte, nachdem er bei Höchstädt zugleich mit den Franzosen geschlagen worden war, sein Land und seine Familie im Stiche lassen. „Die arme Kurfürstin," schreibt Marlborough, „hatte fünf ihrer Kinder mitgenommen, um ihrem Gemahle nachzureisen; aber er hat sie wieder nach München zurückgeschickt. Diesen Morgen brachte mir ein Trompeter ein

5. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

6. Theil 3 - S. 244

1880 - Stuttgart : Heitz
244 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Mazarin [gest. 1661].*) Der König nahm diesen auch an, starb aber bald darauf (1643). Der neue König, Ludwig Xiv. (1643—1715), stand erst im fünften Jahre. Zur Regentin wurde daher seine Mutter, Anna von Oestreich, eine Spanierin, erklärt; im Grunde aber leitete Mazarin alles. Die Folge davon waren Parteien, in die sich die Großen des Reichs theilten, und da die Franzosen überhaupt zu Ränken geneigt sind, so fehlte es während der ganzen Minderjährigkeit des Königs nicht daran. Mit 14 Jahren wurde er mündig! Aber was ließ sich von einem so jungen Monarchen erwarten? Die Unruhen wurden immer ärger (Unruhen der Fronde). Zuletzt brach ein förmlicher Krieg aus, wobei einige Große es mit dem Minister hielten, andere (Prinz von Conde) ihn wüthend bekämpften. Selbst in den Straßen von Paris wurde einmal eine Schlacht geliefert und Bürgerblut vergossen (1652). Aber der Cardinal blieb Sieger und sein feierlicher Einzug in Paris bewies, daß das absolute Königthum mit Hülfe der Militärgewalt gesiegt hatte. *) Richelieu war wie ein zweiter König im Lande — urtheilt Ranke. Schon beim Jahre 1629 schildert man ihn, wie eine sollicitirende und diensteifrige Menge sein Haus erfüllt, die Thüren seiner Gemächer belagert; wie sie ihn ferner, wenn er etwa in seiner Sänfte herumgetragen wird, mit Ehrfurcht begrüßt, der eine niederkniet, der andere ihm eine Bittschrift überreicht, ein dritter sein Kleid zu küssen sucht; jeder preist sich glücklich, der sich eines 'gnädigen Blickes von ihm rühmen kann. Denn die Summe der Geschäfte lag schon damals in seinen Händen. Er hatte sich die höchsten Würden, deren ein Unterthan fähig ist, übertragen lassen; aber noch höher stellte ihn, daß er damit den Purpur der Cardinäle verband; der vornehmste Prinz von Gehurt, Conde, ließ ihm den Vorrang. Seitdem war er nun noch um vieles mächtiger und vor allem furchtbarer geworden. In tiefer Zurückgezogenheit lebte er in Rues, in einem von den Nordwinden einigermaßen geschützten Park, wo man mitten in dem revolutionären Ruin doch noch einige Spuren kunstfertiger Menschenhände bemerkt, einige Reste der Wasserkünste, die aus Italien zuerst hierher verpflanzt worden sein sollen. Wenig zugänglich — die fremden Gesandten mußten etwas Wesentliches vorzutragen haben, wenn sie ihn sprechen wollten —, war er der eigentliche Mittelpunkt der Staatsgeschäfte. Der König kam oft von St. Germain zum Staatsrath herüber. Fuhr Richelieu selbst hinüber, so war er von einer Leibwache umgeben, welche auf seinen Namen verpflichtet und von ihm besoldet war; denn auch in dem Hause des Königs wollte er nichts von seinen Feinden zu fürchten haben; eine ganze Anzahl junger Edelleute aus den vornehmsten Häusern, die sich ihm angeschlossen, verfahen den persönlichen Dienst bei ihm; er hatte eine Schule für sie errichtet. In Paris besaß er den kleinen Luxembourg und baute das Palais royal, was damals in großen Schriftzügen die Aufschrift „Palais Cardinal" trug, fo wie das Palais Richelieu.

7. Theil 3 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neue Geschichie. 2. Periode. Frankreich. geglänzt haben. Solches Lob fiel bei ihm auf keinen unfruchtbaren Boden. Er wurde endlich davon so eingenommen, daß er sich wirklich für einen ganz ausgezeichneten Menschen und für besser und mächtiger als alle übrige Könige Europas hielt. Die Schmeichler pflegte er königlich zu belohnen; natürlich wurde ihre Zahl immer größer und zugleich bekam sein Stolz immer neue Nahrung. Wurde einmal einem seiner Gesandten im Auslande nicht so viel Ehrerbietung erwiesen, wie er verlangte, so war er höchst ungehalten, drohte mit Krieg und ruhte nicht eher, bis man sich vor ihm gedemüthigt hatte. Zugleich war Ludwig sehr ländersüchtig. Außerdem, daß er am dreißigjährigen Kriege Antheil nahm, hat er noch vier blutige Kriege geführt, in denen sich vor andern die Marschälle Sonde und Turenne auszeichneten, bald mit den Spaniern, bald mit den Niederländern, bald mit den Deutschen, und keinen Frieden schloß er, ohne daß ihm nicht ein Land abgetreten werden mußte. Selbst die Menge seiner Feinde machte ihn nie verlegen; denn er besaß eine besondere Kunst, dieselben unter sich zu veruneinigen, und zuletzt schloß er mit ihnen einzeln Frieden. Der, welcher bis zuletzt wartete, sich mit ihm zu vertragen, kam immer am schlimmsten weg; denn er mußte sich jede Bedingung gefallen lassen. In diesen Kriegen wurde nun kein Me^ischenblut geschont, und war schon der König gegen Menschenglück und Elend ziemlich gleichgültig, so waren es die meisten seiner Minister und Generale noch mehr. Nur ein Beispiel davon mag hier stehen, weil es unser deutsches Vaterland betraf. Im Jahre 1689 wurde ein neuer Feldzug zwischen den Deutschen und Franzosen eröffnet, dessen Veranlassung recht kleinlich und unbedeutend war. König Lugwig ließ sich nämlich im großen Park von Versailles ein Schloß bauen, Klein-Trianon. Einst kam er heraus, um nach dem Bau zu sehen, und da er gerade übler Laune war, so schalt er seinen Kriegsminister Lonvois, der zugleich die Aufsicht über^den Bau führte, heftig aus, weil ihm ein Fenster nicht ebenmäßig genug erschien. Lonvois, ärgerlich über den Schimpf, wandte sich nachher zu einem Vertrauten und sprach: „Ich sehe wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu thun geben, damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Nun gab er sich Mühe, den König zu einem Kriege, zu bereden, und das gelang ihm auch. Um zu verhindern, daß die Deutschen durch den Elsaß in Frankreich einfielen, befahl er, daß die ganze Gegend, die man damals die Nieder-

8. Theil 3 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. dem Wege zu räumen; ja, man munkelte selbst, daß Maria von Medicis darum gewußt habe. — Heinrich war erst 56 Jahre alt, als er seinen weitsichtigen Plänen durch den Tod entrissen ward. Doch hat er den Grund gelegt zu der wohl eingerichteten, alle ihre Kräfte auf einen Mittelpunkt hinleitenden Monarchie, welche Frankreich von da ab auf lange Zeit das Uebergewicht in Europa verschaffte. Er war der Erste, welcher die Idee faßte; durch Herstellung eines Gleichgewichts der Mächte den Frieden Europas dauernd herzustellen und so das Ideal eines wahrhaft christlichen Kaiserthums zu verwirklichen. Heinrich Iv. war, wie gesagt, aus der Familie der Bourbons, zu welcher bis zur ersten Revolution alle ihm nachfolgende Könige gehört haben. Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig Xiii. (1610—43), über dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist seines Vaters ruhte nicht auf ihm. Er war ein persönlich unbedeutender König, der seinen klugen Minister, den Cardinal Richelieu, ganz regieren ließ, so daß eigentlich dieser, nicht der König, als der Beherrscher Frankreichs zu betrachten war. 96. Die Kaiser Ferdinand I., Maximilian Ii. und Rudolph Iii. Ferdinand I., der nach seines Bruders Karls V. Niederlegung der Krone deutscher Kaiser wurde, regierte von 1556—64 lobens-würdig. Den großen Geist seines Bruders hatte er zwar nicht, dasür war er aber milder, gütiger und duldsamer, und dieser Sinn war allerdings der Ausbreitung der evangelischen Lehre sehr förderlich. Er machte ihm um so mehr Ehre, als er im Herzen ein sehr eifriger Katholik war und die Lehre der römischen Kirche für die wahre christliche Religion hielt. Auch in seinen Erblanden fand die evangelische Lehre immer mehr Eingang; selbst die Geistlichen, die wegen der schlechten Bildungsanstalten, die sie im Oestreichischen fanden, zum Theil in Wittenberg ftubirt hotten, suchten sie möglichst auszubreiten. Aber gegen keinen Andersdenkenden erlaubte sich Ferdinand eine Härte; nur durch freundliches Zureden suchte er sie zu bewegen, zur alten Kirche zurückzukehren, und behaupteten sie, daß ihr Gewissen es ihnen verbiete, so ließ er sie gewähren. Gern hätte er den Papst bewogen, den Abendmahlskelch und die Priesterehe zu gestatten; aber nur das erstere konnte er erlangen, und selbst dies wurde bald wieder

9. Theil 3 - S. 146

1880 - Stuttgart : Heitz
146 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. daß nämlich die Sonne in der Mitte unsers Planetensystems stehe, und daß alle Planeten, auch die Erde, sich um dieselbe bewegen. Er starb 1543. 97. Philipp Ii. von Spanien und die Niederländer. Als Kaiser Karl V. seinem Sohne Philipp in Brüssel die Regierung abtrat (1556), war dieser 29 Jahre alt; aber kein Zug seines Gesichts, keine leichte Bewegung seines Körpers kündigte den Frohsinn an, der sonst dem Manne in diesem Alter noch eigen ist. In allen menschlichen Gefühlen war dieser kalte, stolze, finstere Philipp das Gegentheil seines großen Vaters. Viel mochte daran die Erziehung schuld sein; denn in Spanien war er geboren und erzogen, unter Mönchen ausgewachsen und von ihnen mit eiserner Strenge behandelt worden. So war denn nie Fröhlichkeit in sein Gemüth gekommen; er wußte nicht, was Mitleiden, Wohlwollen und Freundschaft sei, und glaubte, daß seine Unterthanen nur da wären, um sich als Werkzeuge zu seinen Absichten gebrauchen zu lassen. Besonderes Gefallen fand er an einem Autodafe, d. i. einer Verbrennung vieler solcher Leute, die man Ketzer nannte, auf einem Scheiterhaufen. Denn bei feinem furchtbaren Aberglauben haßte er alle diejenigen bitter, welche von den Lehren der römischen Kirche nur im geringsten abwichen. Daher stoffen durch ihn Ströme von Blut; überall ließ er Scheiterhaufen errichten. In diesem Eifer für den römischen Glauben gingen alle seine Gefühle unter. Als einst ein Unglücklicher auf dem Wege zum Scheiterhaufen sich rechtfertigen wollte, rief ihm der König zu: „Fort mit dir! und wäre mein eigener Sohn so strafbar wie du, so wurde ich auch ihn auf den Scheiterhaufen schicken." Als er nach seines Vaters Abgang durch die Niederlande reifte, wetteiferten die gutmüthigen Niederländer, ihn durch verschwenderische Feste zu vergnügen. Jede Stadt empfing ihn anders. Er aber ärgerte sich über die Fröhlichkeit, sprach mit keinem von ihnen — denn er verstand nur die spanische Sprache — und kein Lächeln seines immer gleich finstern Gesichts belohnte ihre Mühe» Sie waren ihm so freundlich entgegengekommen; aber so wie sie ihn nur einmal gesehen hatten, war er ihnen zuwider: sein erster Eintritt in ihre Städte brachte ihn um ihre Herzen. Seine Herzlosigkeit war ihm auf dem Gesichte zu lesen; sie wußten nun, was sie an ihm hatten, und rüsteten sich, feinen Bedrückungen zu begegnen.

10. Theil 3 - S. 255

1880 - Stuttgart : Heitz
Marlbo rough. Prinz Eugen. 255 damals zwei ganz ausgezeichnete Feldherren hatten, die Engländer den liebenswürdigen Herzog von Marlborough (sprich Malbro) und die Oestreicher den bescheidenen Prinzen Eugen von Savoyen. Wäre Marlborough blos ein großer/General gewesen, so wäre es hinlänglich, nur seinen Namen zu merken. Aber seine und seiner Gattin Geschichte liefert wieder ein recht auffallendes Beispiel, wie schnell sich das glänzendste Glück ändern und wie wenig man auf die Gunst der Menschen bauen kann. Den Anfang seines Glücks verdankte Marlborough seiner Schönheit und seinem Anstande, durch welche er die Aufmerksamkeit König Jacobs Ii. (1685—88) auf sich zog. Allgemein nannte man ihn den schönen Engländer, und Jacob überhäufte ihn mit Ehre und Ansehen. Dieser König, der zweite Sohn des unglücklichen Karl I., strebte danach, die katholische Kirche zur herrschenden in England.zu machen und das Parlanzent zu schwächen; dadurch brachte er sich um das Vertrauen seiner Unterthanen und wurde endlich von seinem eigenen Schwiegersöhne, Wilhelm Iii. von Dramen (1688), vertrieben. Nun bestieg Wilhelm und seine Gemahlin Maria den englischen Thron. Die letztere hatte eine Schwester, die Prinzessin Anna. Diese faßte für die liebenswürdige und lebhafte Lady Marlborough eine zärtliche Freundschaft. Sie führten einen vertrauten Briefwechsel, und damit dieser desto ungestörter geführt werden könnte, nahmen beide andere Namen an. Anna nannte sich Morlay und die Lady — Freimund. Als sich späterhin Anna mit ihrer Schwester, der Königin Maria, und mit dem Könige Wilhelm veruneinigte, fielen auch Marlborough und seine Frau bei den beiden letztem in Ungnade, und Marlborough wurde gar vom Hose verwiesen. Das schmerzte die Lady tief; sie warf sich vor ihrer Gebieterin nieder und beschwor sie, ihr zu erlauben sich von ihr zu trennen, da sie die Ursache des Unfriedens zwischen beiden Schwestern zu sein schiene. Anna hob sie gerührt auf, schloß sie zärtlich in ihre Arme und betheuerte, blos in ihrer Gesellschaft Trost zu finden. Ja, sie verließ, um nur ihre Freundin nicht zu missen, lieber London, und begab sich nach einem Landhause. In einem Bittet an die Lady schrieb sie: „Ich schmachte nach einer Nachricht, wie meine theure Freimund nach Hause gekommen, und weil sich eine so gute Gelegenheit zu vertrauten Mittheilungen darbietet, so muß sie mir erlauben, ihr zu erklären, daß diese, wenn sie jemals die Grausamkeit begeht, ihre treue Morlay zu verlassen, allen Lebensfreuden entsagen werde.
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